| Einleitungsvideos
Lassen Sie sich vom Hamburger Großmeister Karsten Müller in diese Ausgabe von ChessBase Magazin einstimmen. In seiner Videoeinleitung zeigt er Ihnen mit den entscheidenden Momenten in den Partien Ponomariov-Kramnik (Dortmund) und Nakamura-Gelfand (Amsterdam) schon einmal zwei Highlights der DVD. Und auch Adams Weißsieg mit 3.Lb5 im Sizilianer von der Britischen Meisterschaft macht Lust auf mehr. Oder vielleicht interessiert es Sie, welche Ideen hinter Ponomariovs unkonventioneller Erwiderung gegen Katalanisch stecken? |
| GM Dorian Rogozenco würdigt in seinem Videorückblick auf die jüngsten Topturniere zunächst die Leistung des Vietnamesen Le Quang Liem beim Chess-Meeting in Dortmund und erläutert die wichtigen Momente in dessen Gewinnpartie gegen Ponomariov. Vom Turnier der "Youngstars" in Biel präsentiert er die Partie Caruana-Van Wely und empfiehlt die detaillierten Analysen des Italieners auf der DVD (s. unten). Den Abschluss bildet Rogozencos Analyse der Partie Shirov-Wang Hao, mit der der Spanier seinen Siegeslauf beim Shanghai Masters startete. |
03.09.-08.09.2010
"My tournament in Shanghai" Alexei Shirov
| Shanghai Masters Das mit Kramnik, Aronian, Shirov und dem derzeit stärksten Chinesen, Wang Hao, hochkarätig besetzte Shanghai Masters zeichnete sich durch einen hohen Anteil äußerst abwechslungsreicher Partien aus. Dazu trug auch die ungewöhnlich kurze Bedenkzeit bei. So mussten z.B. die ersten 40 Züge in nur 90 Minuten bewältigt werden. Entsprechend hoch lag die Fehlerquote, doch das tat dem hohen Unterhaltungswert freilich keinen Abbruch. Mit Abstand am besten zurecht kam damit Alexei Shirov, der - gerade aus Shanghai zurückgekehrt - in vier Videos auf der DVD einen ausführlichen persönlichen Rückblick auf Shanghai. |
Aronian - Shirov Stellung nach 22...Th6
| Bevor er im ersten Video mit seiner Analyse seiner Schwarzpartie gegen Aronian beginnt, äußert sich Shirov durchaus kritisch über die Qualität seiner Partien. Dennoch gehöre der Sieg in Shanghai in jedem Fall zu den größten Erfolgen seiner Karriere überhaupt. Die Partie der zweiten Runde ging er mit der klaren Zielsetzung "nur nicht verlieren" an. In seiner über halbstündigen Videoanalyse erläutert Shirov sehr detailliert die Eröffnungsphase und erklärt, weshalb er sich auf das in einer verwandten Variante als fragwürdig bekannte Springeropfer 18...Sg4 einließ. Zu seinem Glück, so führt Shirov weiter aus, behagte Aronian die passive Stellung nicht, und so eröffnete Armenier seinem Gegner durch übereiltes aktives Spiel den Fluchtweg ins Remis. Klicken Sie auf den Link unter dem Diagramm, um Shirovs Videoanalyse zu starten. |
Shirov - Wang Hao
| Nach zwei Schwarzremisen sah sich Shirov in der dritten Runde gegen Wang Hao in der Position, mit Weiß den ersten Punkt anzustreben. Doch der Chinese brachte seinen Gegner durch seine überraschende Eröffnungswahl schon nach sechs Zügen aus dem Buch und ließ ihn viel Zeit verlieren. Nachdem Wang Hao einen Bauern für Initiative geopfert und Shirov im 20. Zug eine Abwicklung in ein klar besseres Endspiel ausgelassen hatte, geschah etwas, was der spätere Turniersieger noch nie erlebt hatte: Er sah, wie er mit seiner Hand den gegnerischen Läufer auf d4 berührte, anstatt mit dem zuvor berechneten fxg4 fortzusetzen. Nun war die Stellung auf einmal komplett hinüber, eine Qualität weniger und noch dazu stand der König ungeschützt in der Mitte des Brettes. Doch Wang Hao ließ erst einen relativ einfachen Gewinnzug (27...Lxf5) aus und lehnte danach - im Irrglauben das bessere Endspiel zu bekommen - ein Remis durch Zugwiederholung ab. Shirov nutzte die Gunst der Stunde und setzte den konsternierten Gegner am Ende in einer theoretischen Remisstellung Matt! |
Shirov - Kramnik Stellung nach 16.Sg5
| Vor der Partie gegen Kramnik in der vierten Runde erwartete Shirov, dass der Ex-Weltmeister mit den schwarzen Steinen auf Gewinn spielen würde, um im Rennen um die Qualifikation für Bilbao Boden gut zu machen. So entschloss sich Shirov dazu, seinem Gegner mit Nimzo-Indisch mit 4.f3 zu konfrontieren. Doch es war Shirov selbst, der nach 4...c5 5.d5 b5 6.e4 0-0 ins Grübeln geriet, weil Kramnik ein ganz anderes - und laut Shirov ambitionierteres - System wählte als gegen Anand im WM-Kampf 2008. Shirov entschloss sich, mit 7.e5 und 8.f4 noch mehr Raum im Zentrum zu gewinnen. In der komplizierten Diagrammstellung zog er 16.Sg5, ein Zug, der in seiner Videoanalyse mit "!!" ausgezeichnet wird. Wie Shirov ausführt, steht Weiß nach diesem Zug - entgegen der Einschätzungen der Schachengines - bereits deutlich besser. Zwar ließ Shirov im 20. Zug eine direkte Gewinnfortsetzung aus, doch am Ende ließ Kramnik in verdächtiger Stellung in Zeitnot eine Springergabel zu und verlor. |
Wang Hao - Shirov
| Nach den beiden Weißsiegen über Wang Hao und Kramnik stand das Tor zum Turniersieg für Shirov natürlich weit offen. Doch noch war selbst der zweite Platz nicht zwangsläufig gesichert. Und tatsächlich hätte es noch einmal eng werden können, wenn der chinesische Super-GM seine Chance zur Revanche genutzt hätte. So ist Shirov zu Beginn seiner Analyse dieser Partie voll des Lobes für das Spiel von Wang Hao. Denn sein Gegner erhielt im Slawischen Damengambit mit 6.Sh4 gutes Spiel und entwickelte im Mittelspiel starken Angriff. Nach 18 Zügen, so Shirovs Fazit, war seine Stellung strategisch schlichtweg verloren. Aber wie schon in ihrem ersten Aufeinandertreffen übersah der Chinese die beste Fortsetzung, verschmähte im Endspiel das Remis durch Dauerschach gleich mehrfach und kam am Ende doch wieder vollends unter die Räder. Klicken Sie auf den Videolink unter dem Bild und folgen Sie Shirovs mehr als halbstündiger Analyse. |
12.08.-22.08.2010
Geschlagener Sieger: Anish Giri
| NH Amsterdam Nur einmal in den vergangenen 5 Jahren konnten sich die Alten beim Vergleich der Generationen in Amsterdam durchsetzen. Das war im Vorjahr, und auch in der diesjährigen Auflage ging das Team "Experience" mit Siegesambitionen an den Start. Doch trotz positiven Scores der beiden Spitzenspieler, Boris Gelfand und Peter Svidler, kassierte die gesetztere Generation wieder einmal eine Niederlage. 26:24 gewannen die "Rising Stars", vor allem dank der Leistungen von Hikaru Nakamura und Anish Giri. Zwischen den beiden Jungstars, die das Turnier jeweils mit 6 aus 10 abschlossen, kam es anschließend zu einem Stichkampf um ein Freiticket für das kommende Amber-Turnier. Das Duell über zwei Blitzpartien gewann der US-Amerikaner mit 2:0. |
Nielsen,P - Giri,A
Stellung vor 23...axb5
| Für Anish Giri endete das Amsterdamer Turnier trotz guter Leistung somit mit einer herben Enttäuschung. Denn erst in den letzten Runden verspielte er die fast schon sicher geglaubte Qualifikation für Nizza. Zunächst ließ er gegen van Wely eine totale Gewinnstellung aus. Und dann folgte zuletzt auch noch ein schwerer Fehler gegen Peter Heine Nielsen, der ihm seine einzige Niederlage bei diesem Turnier zufügte. In seiner Analyse blickt Giri wehmütig auf mehrere vertane Chancen zurück, mit denen er die Partie und damit auch das Turnier für sich hätten retten können. Der dänische GM wählte in der Katalanischen Eröffnung dieselbe Variante, die zu Beginn des Turniers bereits Gelfand ohne zählbaren Erfolg gegen Giri eingesetzt hatte (8.a4 Ld7 9.Dxc4 Lc6 10.Lg5), und erst im 14. Zug wich Giri prophylaktisch von der Vorgängerpartie ab. In der Brettstellung ließ sich der junge Holländer zu rasch zum Zurückschlagen auf b5 verleiten. Eine böse Unachtsamkeit, denn mit dem taktischen Trick 25.Dxd7 wickelte Nielsen kurzerhand in ein gewonnenes Endspiel ab. |
Van Wely,L - Giri,A Stellung nach 10...e4
| Eine seiner besten Partien gelang Giri gegen seinen Landsmann Loek van Wely, der sich in der Englischen Eröffnung mit dem seltenen und für seinen Stil nicht gerade typischen b3-Lb2 aufbaute. Dann aber verschärfte der Routinier das Spiel mit dem Vorstoß 9.g4. Giri ging das Tempo mit und provozierte seinerseits ein verlockend scheinendes weißes Springeropfer (s. Brettstellung nach 10...e4, gefolgt von 11.Sxd5). In der Folge wehrte der Jungstar erst die weißen Angriffsbemühungen ab und öffnete anschließend selbst das Spiel, um seine Mehrfigur zur Geltung zu bringen. Mit Erfolg, denn nach 34 Zügen streckte van Wely angesichts des nicht zu kompensierenden schwarzen Materialvorteils die Waffen. |
Nakamura,H - Gelfand,B
Stellung nach 33.h4
| Boris Gelfand gelingt nicht erst seit seinem Sieg beim FIDE World-Cup im Dezember 2009 scheinbar alles. Gegen seinen ultrasoliden Stil konnten auch die „Rising Stars“ in Amsterdam nichts ausrichten. Auf der DVD kommentiert er seine Gewinnpartie gegen den derzeit stärksten US-Amerikaner, Hikaru Nakamura. Der hatte mit den weißen Steinen spielend offenbar wenig Lust, Gelfands Slawisch-Repertoire auf die Probe zu stellen und schwenkte in der Eröffnung rasch zum Panov-Angriff der Caro-Kann-Verteidigung um. Allerdings zeigte er sich mit diesem System nicht besonders vertraut und verschenkte, wie Gelfand anmerkt, mit 8.Ld3 ein Tempo. So sah sich Gelfand in der Rolle, einen Vorteil nachzuweisen und übernahm mit dem Qualitätsopfer 12...Sxd4 langfristig die Initiative. Den letztlich entscheidenden Fehler beging Nakamura Im Endspiel, als er in der Brettstellung mit 33.h4 das Remis forcieren wollte. Tatsächlich schlug Gelfand einfach auf h4 und hielt den Bauern hartnäckig fest.
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Caruana,F - Van Wely,L Stellung nach 15.e5
| Eine scharfe Partie im Sizilianischen Scheveninger System bot die Begegnung Caruana-Van Wely. Der Holländer wählte mit 12...Sa5 nebst 13...Lc6 einen unüblichen Aufbau, und nach Caruanas Neuerung 14.Ld3 d5 15.e5 (Diagramm) goss van Wely mit 15...d4 Öl ins Feuer. Wie Caruana in seiner Analyse erläutert, lag dieser Entscheidung eine Fehlkalkulation zu Grunde. Eine Pointe: Nach 16.Lxd4 Dxd4 17.exf6 scheitert 16...Lxf6 an 17.Dh5 mit Mattdrohung und Angriff auf den exponierten Springer auf a5. Andererseits räumt der Italiener selbstkritisch ein, dass er ebenfalls mehrfach nicht akkurat auf die Herausforderungen der Stellung reagierte. Die teilweise bizarren taktischen Verwicklungen in Caruanas Analysen und das ungewöhnliche Dauerschachmotiv am Ende der Partie sollten Sie sich nicht entgehen lassen! |
19.07-29.07.2010 Happy Birthday, Fabiano Caruana
| Young Grandmasters Biel In der letztjährigen Auflage des Bieler Traditionsturniers hatte "Oldie" Alexander Morozevich für die turbulenten Momente gesorgt. Dieses Jahr war nur die Jugend zugelassen und tatsächlich, es entwickelte sich ein zumindest phasenweise von Zurückhaltung geprägter Turnierverlauf. Die vier Erstplatzierten blieben am Ende gar allesamt ohne eine Verlustpartie. Der Spannung tat dies freilich keinen Abbruch, denn die Entscheidung musste im Blitz-Tie-Break zwischen dem Vietnamesen Nguyen, Caruana und dem Vorjahressieger Vachier Lagrave fallen. Der Italiener bewahrte trotz mehrfacher Verluststellungen die Ruhe und gewann erst gegen den Franzosen mit 2:1 und hatte im Finale gegen den überraschend starken Nguyen das Glück auf seiner Seite. |
Vachier Lagrave,M - Caruana,F Stellung vor 33...Lxc5
| Auf der DVD kommentiert Fabiano Caruana seine Erstrundenpartie gegen Maxime Vachier Lagrave. Der Franzose entschloss sich zur Spanischen Abtauschvariante und Caruana nahm diese Gelegenheit wahr, um erstmals die Variante mit 5...Dd6 für sich auszutesten. In seiner Analyse erläutert der Turniersieger, wie er nach dem suboptimalen 8.Td1 problemlos Ausgleich erreichte, und wie Weiß die Stellung statt dessen mit guten Chancen hätte forcieren sollen. Angesichts des hohen Zeitverbrauchs seines Gegners ließ Caruana gleich mehrfach sichere Remisabwicklungen ungenutzt und setzte mit dem zweischneidigen Vormarsch des h-Bauern auf Komplikationen. Um ein Haar wäre dieser Plan auch aufgegangen, doch in der Brettstellung links entschied sich Caruana zu 33.Lxc5, anstatt mit 33...Dh7 den Sack sofort zuzumachen. Aufgrund einer weiteren Unachtsamkeit im nachfolgenden Zug eröffnete er seinem Gegner eine letzte Verteidigungsressource, die Vachier Lagrave trotz hoher Zeitnot zu nutzen wusste. |
15.07-25.07.2010 Einstand nach Maß: Ruslan Ponomariov
| Chess-Meeting Dortmund Selten zuvor hat das Dortmunder Turnier so viel Kampf, Spannung und hochklassige Partien hervorgebracht wie in diesem Jahr. Sofia sei dank, denn aufgrund der nach ihr benannten Regel waren voreilige Remisschlüsse unter den Spielern erstmals untersagt. Zur Überraschung sorgten zwei Neulinge im Dortmunder Spitzenturnier für den meisten Wirbel. Der Vietnamese Le Quang Liem beeindruckte mit solidem und einfallsreichem Spiel und belegte mit +1 am Ende den zweiten Platz. Mit Abstand Erster wurde Ruslan Ponomariov, der mit Weißsiegen über Leko und Kramnik gleich zu Beginn die Weichen stellte. Alle Partien sowie einen Turnierbericht finden Sie hier. |
Ponomariov,R - Kramnik,V Stellung nach 18...Tc8
| Zu einer Schlüsselpartie des Turniers avancierte ohne Frage Ponomariovs Sieg über den Top-Favoriten, Vladimir Kramnik. Der Ukrainer entschied sich dazu, seinen Gegner mit seiner eigenen Lieblingswaffe, der Katalanischen Eröffnung, zu konfrontieren. Ein probates Mittel, das auch hier seine Wirkung nicht verfehlte. Kramnik entschied sich für das bislang kaum gespielte und fragwürdige 10...Dc8 und geriet nach dem natürlichen 11.Sc3 bereits ins Grübeln. Ponomariov hat diese Partie auf der DVD ausführlich untersucht und führt u.a. seine Zweifel an der schwarzen Eröffnungsbehandlung aus. Mit Hilfe eines Läuferopfers auf d5 setzte der Ukrainer der schwarzen Stellung zu und profitierte in der Brettstellung links vom fehlerhaften 18...Tc8. Nach 19.e6 brechen alle Dämme und Schwarz kann den Materialverlust nicht mehr abwenden. Nach dieser Niederlage fand Karmnik nicht mehr wirklich ins Turnier. Nach einem Sieg und einer Niederlage gegen Naiditsch erkämpfte er sich in der Schlussrunde durch einen Sieg über Mamedyarov noch die 50%. |
Le Quang,L - Ponomariov,R
Stellung vor 19.Sxg6
| Beschwingt von seinem erfolgreichen Auftakt ging Ponomariov auch in Runde vier gegen Le Quang Liem beherzt zur Sache und forderte seinen Gegner mit Grünfeld-Indisch heraus. Le Quang Liem zeigte sich bestens präpariert und wählte in einer der Hauptvarianten das seltene 11.Tb1 - ein Zug, den Ponomariov seinerseits vor wenigen Monaten im Schnellschach gegen Carlsen ausprobiert hatte. Der Ukrainer erwiderte gemäß seiner häuslichen Analyse mit dem Bauernopfer 11...b6 und schaffte es, eine auf den ersten Blick solide Stellung mit gutem Figurenspiel und einem starken Springer auf e5 aufzubauen. Doch nach einem Moment der Unachtsamkeit und dem zu optimistischen 18...h5 wurde Ponomariov durch den Einschlag des Springers auf g6 (s. Diagramm) eiskalt erwischt. Der spätere Turniersieger hat auch diese Partie auf der DVD kommentiert und lässt u.a. seine Emotionen im Laufe dieser wechselvollen Partie Revue passieren. |
| Der zweite Platz von Le Quang Liem, der sein Ticket für Dortmund im Februar durch den ungeteilten Sieg beim Aeroflot-Open gelöst hatte, kam kaum weniger überraschend. Bei seiner ersten Teilnahme an einem Superturnier überhaupt hinterließ der erst 19-jährige Vietnamese einen sehr soliden Eindruck. Trotz der Freude über seinen Erfolg hat er in der Analyse seiner Partien gegen Naiditsch und gegen Kramnik auch Kritik an seinem Spiel. Es hätte eben sogar noch etwas mehr sein können. |
Le Quang,L - Naiditsch,A
Stellung nach 17...e5
| In Runde zwei passte Le Quang Liems Vorbereitung auf den Punkt. Noch dazu fand Naiditsch in der scharfen Ragosin-Verteidigung des Damengambits nicht die richtige Verteidigungsidee - obwohl die Stellung nach 15.Df3 eigentlich kein echtes Neuland für den Deutschen hätte sein dürfen. So hätte die Partie schon zwei Züge später entschieden sein können. Doch wie Le Quang Liem in seiner Analyse einräumt, verwechselte er die Zugfolge aus seiner Vorbereitung und zog in der Brettstellung ohne weitere Prüfung das falsche 18.Tc4. Nach 18.Df6 exd4 19.cxd4 Sd7 wäre Dh6 tödlich gewesen. Denn nun drohte Tc1, und Kb8 wäre an 20.Dxa6 gescheitert. So aber zerrann dem Vietnamesen der Vorteil Zug um Zug, und Naiditsch konnte seine Stellung konsolidieren. Nach 35 Zügen wurde das Remis durch Dauerschach besiegelt. |
Le Quang,L - Kramnik,V
Stellung nach 23...a5
| In seiner Weißpartie gegen Kramnik folgten die Kontrahenten zunächst einer Blindpartie zwischen Dominguez und Carlsen im März 2010. Auch hierfür hatte Le Quang Liem etwas vorbereitet. Allerdings erwies sich die Neuerung 17.Tac1 als nicht so durchschlagend, aber das mag natürlich auch am Gegner gelegen haben. Der kritische Moment in der Partie wurde in der Brettstellung links erreicht. Hier setzte Le Quang Liem mit 24.Td3 zum Einfangen der schwarzen Dame an. Erfolgreich, denn nur wenige später musste Kramnik sie für Turm und Springer hergeben. Und doch war das eine Fehlentscheidung, so lautet das Fazit aus Le Quang Liems Analyse. Denn aufgrund des Abtauschs aller Bauer am Damenflügel erweist sich der weiße Materialvorteil angesichts der schwarzen Festungskonstruktion am Königsflügel als bedeutungslos. In seiner Analyse zeigt der Vietnamese, wie er statt dessen den Druck auf die schwarze Stellung dauerhaft hätte aufrecht erhalten können. |
Stellung nach 13...Se5
Welcher der Züge 14.Sxe5, 14.Lxe5, 14.Sd2 oder 14.a5 wird wohl der richtige sein?
| Von der Eröffnungsfalle bis zur Endspielstudie Training im ChessBase Magazin beginnt mit den allerersten Zügen und umfasst alle Phasen einer Schachpartie. Die aktuellen 12 Eröffnungsartikel mit vielen Ideen und Anregungen für Ihr Repertoire finden Sie oben bei den Links. Die subtile Eröffnungsfalle startet im 9. Zug, klicken Sie hier, um in die Kolumne (inklusive Fritztrainer-Video) von Rainer Knaak zu gelangen. Im Videoformat sind auch die Eröffnungsbeiträge von Igor Stohl (Katalanisch gemäß der Partie Ponomariov-Kramnik), Valeri Lilov (Aljechin-Verteidigung) und Leonid Kritz (Französisch Steinitz-Variante) erstellt worden. Diese Videos und weitere Aufnahmen im Chess Media Format finden Sie in der Rubrik Fritztrainer. Das Thema von Peter Wells in seiner Strategie-Kolumne lautet: "Bauernrennen im Offenen Sizilianer - Teil 2". In Daniel Kings Dauerbrenner Move by Move steht eine Benoni-Partie auf dem Trainingsplan (s. Diagramm). Und in den Rubriken Taktik und Endspiel haben Oliver Reeh und Karsten Müller wieder das Beste aus der aktuellen Turnierpraxis für Sie zusammengestellt. |
| Eröffnungs-Übersichten Anic: Altindisch A55 1.d4 Sf6 2.c4 d6 3.Sc3 Sbd7 4.e4 e5 5.Sf3 Le7 6.Le2 0-0 7.0-0 c6 8.Dc2 a6 9.Td1 Dc7 10.Lg5 Te8 11.Tac1 Db8 | | Der Autor gibt Einblick in eine Eröffnung, die vielleicht zu Unrecht einen wenig schmeichelhaften Ruf besitzt, aber aus einer soliden Stellung heraus zum Kontern gut geignet ist. Bisher ist 11...Db8 ein selten gespielter Zug, aber die Analysen von GM Anic machen Mut. |
Knaak: Nimzowitsch-Verteidigung B00 1.e4 Sc6 3.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.d5 Sb8 | | Bisher galt 3.Sc3 als Hauptzug, der Weiß Vorteil bringt. Doch gemäß den Untersuchungen von Rainer Knaak kann Schwarz mit 3...dxe4 4.d5 Sb8 sicheren Ausleich erwarten. Somit dürften auch 3.e5 und 3.exd5 gegenüber 3.Sc3 den Vorzug verdienen. |
Kritz: Caro-Kann B12 1.e4 c6 2.d4 d5 3.e5 Lf5 4.Sf3 e6 5.Le2 c5 6.Le3 | | Laut Leonid Kritz hat Weiß heutzutage nur mit 3.e5 Aussichten, gegen Caro-Kann ein wenig Vorteil zu erreichen. Dabei besitzt die hier untersuchte Variante eine besondere Bedeutung. Der Autor zeigt, dass weder 6...Db6 noch 6...cxd4 völlig ausgleicht. |
Grivas: Sizilianisch B33 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Db6 5.Sb3 Sf6 6.Sc3 e6 7.Le3 Dc7 | | Im vierten Teil seiner Untersuchungen über den Grivas-Sizilianer 4...Db6 wendet sich unser griechischer Autor vor allem der Dionysos-Variante zu, die im Diagramm mit 8.f4 beginnt. Nach 8...Lb4 9.Ld3 Lxc3+ 10.bxc3 d6 11.0-0 e5 besitzt Schwarz zufriedenstellendes Spiel. |
Karolyi: Sizilianisch B92 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Le2 e5 7.Sb3 Le7 8.0-0 0-0 9.Kh1 Sc6 | | Der weiße Königszug ist an sich raffiniert, da der Standardzug 9...b5 wegen 10.a4 nicht so gut ist. Doch 9...Sc6 hat sich ganz gut bewährt, weder 10.f3 noch 10.f4 muss Schwarz fürchten, andere Züge als mit dem f-Bauern erst recht nicht. |
Ftacnik: Sizilianisch B96 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Lg5 e6 7.f4 Sc6 | | Der Beitrag liefert zwei Erkenntnisse: 8.e5 h6 9.Lh4 ist für Weiß nicht mehr attraktiv, weil 9...dxe5 in ein Endspiel geht, das Schwarz gute Ergebnisse liefert. Aber auch nach 8.Sxc6 bxc6 9.e5 h6 10.Lh4 g5 11.fxg5 Sd5 kann es zum Endspiel kommen, diesmal günstig für den Anziehenden. |
Bojkov: Spanisch C92 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 d6 8.c3 0-0 9.h3 Tb8 10.d4 exd4 11.cxd4 d5 | | Zweifellos stellt das überraschende 9...Tb8 und 11...d5 Weiß vor Probleme. Doch wenn der sich gut auskennt, dürfte der schwarze Aufbau eher fragwürdig sein. Das jedenfalls wird durch neuere Fernschachpartien belegt. |
Stohl: Spanisch C92 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 d6 8.c3 0-0 9.h3 Lb7 10.d4 Te8 11.Sbd2 Lf8 12.a4 | | Die von Igor Stohl untersuchte Saizew-Variante unterscheidet sich deutlich von vielen Geschlossenen Spaniern, weil hier oftmals die Stellung schnell geöffnet wird. In der kritischen langen Hauptvariante scheint sich Schwarz gut behaupten zu können. |
Postny: Slawisch D18 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 dxc4 5.a4 Lf5 6.Sh4 e6 7.Sxf5 exf5 8.e3 Lb4 9.Lxc4 0-0 10.0-0 Sbd7 | | In diesem Beitrag geht es zunächst um die Variante 6.Sh4 e6, die Weiß kaum eine Wahl auf dem Weg zum Diagramm lässt. Dieses wird aber auch über 6.e3 e6 7.Lxc4 Lb4 8.0-0 0-0 9.Sh4 Sbd7 10.Sxf5 exf5 erreicht. Postny hält bemerkenswerte Erkenntnisse für Sie bereit. |
Kuzmin: Katalanisch E01 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.g3 Lb4+ 5.Ld2 Ld6 6.Lg2 | | Im Katalaner zieht der schwarze Läufer für gewöhnlich nach e7 - egal, ob er vorher auf b4 ein Schach gab oder gleich dahin geht. Aber warum nicht nach d6? Alexey Kuzmin präsentiert den aktuellen Stand dieses noch recht neuen Aufbaus. |
Krasenkow: Damenindisch E12 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 b6 4.a3 Lb7 5.Sc3 d5 6.cxd5 Sxd5 7.Dc2 Sxc3 8.bxc3 Le7 9.e4 0-0 10.Ld3 c5 11.0-0 | | Im letzten Teil seines Beitrages zum Petrosian-System analysiert Michal Krasenkow die vor allem von Topspielern häufig erreichte Diagrammstellung. Auch wenn sich nicht überall weißer Vorteil nachweisen lässt, sind die erreichten Stellungen interessant und für ein Spiel auf den vollen Punkt geeignet. |
Schipkov: Königsindisch E81 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0-0 6.Le3 c5 7.Sge2 Sc6 8.d5 Se5 9.Sg3 | | Unzweifelhaft hat sich 6...c5 zum größten Prüfstein für das Sämisch-System gemausert. Heutzutage glaubt man mit der Ablehnung des Bauernopfers bessere Chancen auf Erreichen eines Eröffnungsvorteils zu besitzen und Boris Schipkov zeigt, wie das geht. |
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