Mit seiner Abhandlung über Königsindisch mit h3 liefert der Bremer Autor das erste umfassende theoretische Werk über ein von der Theorie stiefmütterlich behandeltes Abspiel. Der bescheiden anmutende Bauernzug wird relativ selten gespielt, kann aber eine hervorragende Erfolgsquote von 60% aufweisen. Der Vorreiter dieses System ist der ehemalige dänische Weltklassespieler Bent Larsen, der es ab den 60er Jahren regelmäßig anwandte und wesentlich zur Entwicklung und Popularität des Systems beitrug. Später wurde es zu einer beliebten Waffe Lubomir Kavaleks, heute gilt Michael Krasenkow, der damit eine Erfolgsquote von über 80% vorweisen kann, als populärster Verfechter von Königsindisch mit h3. Aber auch die Weltmeister Kasparov, Kramnik und Anand haben diesem Abspiel in ihrer Turnierpraxis schon Vertrauen geschenkt.
Der so vorsichtig wirkenden Spielweise liegt ein allzu gegensätzliches strategisches Konzept zugrunde. Der Zug h2-h3 ist in erster Linie gegen den schwarzen Standardvorstoß f7-f5 gerichtet. Sobald f7-f5 erfolgt, tauscht Weiß auf f5 und lässt den Hebel g2-g4 folgen, um das Feld e4 freizukämpfen und andererseits die g-Linie für einen Angriff gegen den schwarzen König zu öffnen. Somit wird klar, dass Königsindisch mit h3 nicht zuletzt für Angriffsspieler geeignet ist, die „im Mittelspiel gerne auf andere Könige losgehen“. (Breutigam)
Oftmals spielt Weiß prophylaktisch g2-g4, um den Vorstoß f7-f5 von vornherein zu erschweren. In diesem Falle kommt häufig der zweite schwarze Bauernhebel, c7-c6 zur Anwendung. Nach anschließendem Bauerntausch auf d5, bekommt Weiß ein schönes Springerfeld auf c4 und versucht, am Damenflügel aktiv zu werden. Je nachdem wie der Gegner spielt, muß Weiß also zwischen einer Initiative am Damenflügel (Larsen-Walther) oder einem Königsangriff (Krasenkow-Barcenilla) wählen, manchmal ist sogar Beides gefragt (Sadler-Babula).
Der Autor geht in seiner Abhandlung sowohl auf strategische Grundmotive (Kapitel Basiswissen), als auch auf die konkreten Varianten ausführlich ein. Er gibt dem Käufer ein komplettes Repertoire gegen Königsindisch in die Hand, behandelt so zum Beispiel auch die Variante 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.Sf3 Lg4 6.Le2, die mit dem eigentlichen Thema der CD wenig zu tun hat. Außerdem stellt Breutigam die erfolgversprechendsten „schwarzen Überlebensstrategien“ vor. Er kommt zu dem Schluss, dass Schwarz energisch spielen muss, um die Eröffnungsprobleme erfolgreich zu lösen.
Neben den strategischen Erläuterungen und der umfassenden Variantenbesprechung enthält die CD eine Partiendatenbank mit über 10000 Partien, den dazugehörigen Baum und einen Aufgabenteil, in dem das neu erworbene strategische Wissen getestet wird.
Fazit: Die CD Königsindisch mit h3 beleuchtet ein spannendes, von der Theorie vernachlässigtes System aus der Sicht beider Seiten. Das System ist als gefährliche Haupt- oder Nebenwaffe gegen Königsindisch vor allem für Allround- und Angriffsspieler geeignet. Die CD ist auf keine bestimmte Spielstärkegruppe zugeschnitten. Sowohl Einsteiger als auch Profis werden von ihr profitieren.
Hannes Langrock